Kostenexplosion beim Masterplan: Stiftung Landesmuseen verzichtet auf den Erweiterungsbau
Der Masterplan für die Museumsinsel Schloss Gottorf in Schleswig steht vor einer einschneidenden Veränderung: Mit Blick auf seit Jahren gestiegene Baukosten hat sich der Vorstand der Landesmuseen mit seinem Stiftungsrat unter Vorsitz von Ministerpräsident Daniel Günther darauf verständigt, auf die Errichtung des Erweiterungsbaus zu verzichten. Denn mehr als die von den Zuwendungsgebern zugesagten 44,8 Millionen Euro wird es für die Umsetzung des Projekts nicht geben. Ab sofort konzentriert man sich deswegen mit aller Kraft auf die Erneuerung der Ausstellungen im Schloss und die in diesem Zuge notwendigen Umbauten und Sanierungen. Am festgelegten Zeitplan ändert sich nichts: Ab 1. September 2025 beginnen die Arbeiten im Schlossgebäude, die übrigen Ausstellungen auf der Museumsinsel bleiben geöffnet.
In der bisher unbebauten Nordostecke des Schlosses sollte ein moderner Erweiterungsbau entstehen und zentraler Eingangs- und Empfangsbereich für alle Gottorf-Besuchenden werden. Vorgesehen waren dort Serviceeinrichtungen wie die Museumskasse, ein Shop und die Gastronomie. Zudem hätte der Neubau eine Brückenfunktion übernommen, um die einzelnen Museumsrundgänge im Schloss miteinander zu verbinden. Wegen stetig steigender Bau- und Planungskosten wird nun umgeplant.
Gestartet war das Modernisierungsprojekt vor zehn Jahren mit einem Investitionsvolumen von 31,2 Millionen Euro, Bund und Land hatten je 15,6 Millionen Euro Fördermittel zugesagt. Und obwohl das Land weitere 10 Millionen Euro bewilligte, ist mittlerweile absehbar, dass die insgesamt zur Verfügung stehenden 44,8 Millionen Euro für die Umsetzung der vollständigen Pläne des Büros Holzer Kobler Architekturen nicht ausreichen würden. An dieser Stelle nehmen die Vorstände der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen nun eine Neubewertung vor.
„Wir haben seit geraumer Zeit Überlegungen angestellt, ob wir beim Masterplan umdenken müssen und deshalb entsprechend Einsparpotentiale ermittelt. Nach umfänglichen Beratungen mit allen Beteiligten sind wir mittlerweile zu dem Ergebnis gekommen, dass wir unser Ziel eines publikumsorientierten, zeitgemäßen und barrierefreien Museumserlebnisses auch ohne den Erweiterungsbau werden realisieren können. Die freiwerdenden Mittel aus dem Erweiterungsbau sollen den Ausstellungsrundgängen im historischen Bestandsgebäude zugutekommen. Die Agenda einer grundlegenden Modernisierung und Aktualisierung des gesamten Ausstellungsdisplays in Schloss Gottorf bleibt bestehen ebenso wie der Anspruch, eine landesgeschichtliche Erzählung aus einem Guss zu liefern. Der Verzicht auf den Erweiterungsbau ist aus unserer Sicht ein Gebot ökonomischer Vernunft und berücksichtigt zugleich mit dem stärkeren Fokus auf die Instandsetzung des historischen Bestandsgebäudes aktuelle bauliche Nachhaltigkeitsanforderungen. Es freut uns sehr, dass der Stiftungsrat unseren Vorschlägen folgt und die Umsetzung unterstützt“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Geschäftsführerin Svenja Kluckow und ihrem Vorstandskollegen Dr. Thorsten Sadowsky, Leitender Direktor der Stiftung SH Landesmuseen.
Letzteres bestätigt Daniel Günther: „Ich weiß, welche großen Erwartungen für ihre Gäste die Gottorfer an ihren Neubau hatten, wieviel Herzblut in die Pläne dieser ganz besonderen Idee einer modernen Schlosserweiterung geflossen ist. Dass nun aber der Stiftungsvorstand an dieser Stelle die finanzielle Vernunft über die eigenen Visionen stellt, ringt mir großen Respekt ab. Ich bin mir mit Blick auf die handelnden Personen sehr sicher, dass es ihnen gelingen wird, mit den vorhandenen Mitteln für das Museumserlebnis auf Schloss Gottorf einen großen Wurf zu landen“, erklärt Ministerpräsident Günther in seiner Funktion des Stiftungsratsvorsitzenden.
Derzeit läuft der Abstimmungsprozess zwischen der Bauherrin und den beteiligten Zuwendungsgebern Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) und Land Schleswig-Holstein. Parallel dazu hat die beantragte Projektveränderung unmittelbar Eingang gefunden in die jüngsten Workshops zwischen den Gottorfer Arbeitsgruppen und den Planern von Holzer Kobler Architekturen. Denn mit dem Wegfall des Neubaus müssen die Bereiche des Besucherservice nun ins Schlossgebäude integriert werden. Projektleiterin Svenja Kluckow: „Fest steht: Wir werden ab 1. September 2025 damit beginnen, das Ausräumen der Ausstellungen im Schloss vorzubereiten, um dann so schnell wie möglich mit den Arbeiten für ein neues Museumserlebnis im Schloss starten zu können.“