Highlights aus 15 Jahren ZBSA
Sensationsfund im Duvenseer Moor
Das ZBSA hat im Rahmen des SFB 1266 „TransformationsDimensionen - Mensch-Umwelt Wechselwirkungen in Prähistorischen und Archaischen Gesellschaften“ in Lüchow, Kreis Herzogtum-Lauenburg, die bisher älteste Grabstätte Norddeutschlands entdeckt. Eine Brandbestattung, die von mittelsteinzeitlichen Jägern, Fischern und Sammlern vor ca. 10.500 Jahren am Rande des Duvenseer Moors angelegt wurde. Projektleiter: Dr. Harald Lübke.
Wissenschaftliches Gemeinschaftsprojekt lokalisiert die untergegangene Kirche von Rungholt im nordfriesischen Wattenmeer
Der heute im UNESCO-Welterbe Wattenmeer gelegene, 1362 in einer Sturmflut untergegangene mittelalterliche Handelsplatz Rungholt ist aktuell Ziel interdisziplinärer Forschung. Durch eine Kombination aus naturwissenschaftlichen und archäologischen Methoden gelang es nun Forschenden der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), des Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA) sowie des Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein (ALSH) den Standort der Rungholter Kirche zu lokalisieren – und somit eine über 100-jährige, vieldiskutierte Forschungsfrage endgültig zu klären. Beteiligte Wissenschaftlerin des ZBSA: Dr. Ruth Blankenfeldt.
Pestfall vor 5000 Jahren in Lettland
Ein Forschungsteam des ZBSA hat in Zusammenarbeit mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und dem Institut für Lettische Geschichte der Lettischen Universität Riga (LVI) in den Überresten eines Mannes, der vor 5000 Jahren im jetzigen Lettland (Riņņukalns) gelebt hatte, das Genom des Pesterregers nachgewiesen. Die Analysen geben Aufschluss über die sehr frühen Phasen der Evolution von Y. pestis. Die Ergebnisse zeigen, dass, anders als bisher angenommen, die Bakterien bereits zu Beginn der Jungsteinzeit Menschen infiziert haben, aber vermutlich nur ein begrenztes Infektionspotenzial hatten, sie sich hier also noch nicht im Rahmen einer Epidemie verbreiten konnten. Projektleiter: Dr. Harald Lübke.
Forschungskontinuität und Kontinuitätsforschung (FKKF) – Siedlungsarchäologische Grundlagenforschung zur Eisenzeit im Baltikum
Das ehemalige Ostpreußen, heute als Kaliningrader Oblast einerseits zur Russischen Föderation, andererseits in seinem südlichen Teil zu Polen gehörig, ist in archäologischer Hinsicht zusammen mit seinen baltischen Nachbargebieten eine einzigartige Forschungsregion. Aufgrund des natürlichen Bernsteinreichtums und der verkehrsgünstigen Lage zwischen den verschiedenen geographischen Großräumen Europas waren die Landschaften an der südöstlichen Ostseeküste stets in Handelsaktivitäten und Migrationsprozesse einbezogen und nahmen von allen Seiten kulturelle Einflüsse auf. Insbesondere das erste nachchristliche Jahrtausend zeichnet sich durch eine außerordentliche Fundplatzdichte aus, die Ausdruck einer ungewöhnlichen Siedlungskontinuität ist und im gesamten Ostseeraum kaum Parallelen findet.
Langzeitprojekt, Förderung durch die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Beginn: 2012; Dauer: 18 Jahre. Ziele sind die Digitalisierung der in den 1990er Jahren wiederentdeckten Funde und Grabungsdokumentationen des Prussia-Museums in Königsberg (heute Kaliningrad) und die Erfassung der zahlreichen Burgwälle des Zeitraumes 500 vor Chr. bis 1250 n. Chr. als Ansatzpunkte für Untersuchungen zur Siedlungsdynamik. Die Arbeiten im Kaliningrader Oblast (RUS) ruhen seit Kriegsbeginn. Die Projektarbeiten konzentrieren sich nun in Litauen. Beteiligte Wissenschaftler des ZBSA: Dr. Timo Ibsen, Dr. Dr. Jaroslaw Prassolow, Hans Whitefield M.A..
Forschungsschwerpunkt Heeresausrüstungsopfer
Heeresausrüstungsopfer der römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit gibt es nur in Norddeutschland und Skandinavien. Umfangreiche, systematische Dokumentation und Auswertung durch mehrere Dissertationen zu den Plätzen von Nydam und Thorsberg enge Zusammenarbeit mit der Universität Aarhus. Beteiligte Wissenschaftler*innen: Dr. Ruth Blankenfeldt, Dr. Nina Lau, Dr. Andreas Rau.
Völkerwanderungszeitliche Goldhalskragen
Prof. Dr. Alexandra Pesch konnte 2009 – 2014 diese absoluten Highlights des Statens Historska Museum in Stockholm untersuchen und mit ihrer Habitilationsschrift die Grundlagen der völkerwanderungszeitlichen Kunst Skandinaviens erarbeiten.
Fürstengrab aus Poprad in Schleswig erforscht
Zwei vollständig erhaltene Grabkammern, hölzernes Mobiliar und bis dato unbekannte Textil- und Lederstücke – alles ungefähr 1600 Jahre alt. Darum geht es bei dem spektakulären Grabfund von Poprad-Matejovce. Der einzigartige Grabfund gehört in die späten 370er Jahre n. Chr., also in den Übergang zwischen der römischen Kaiserzeit und der frühen Völkerwanderungszeit. Die Funderhaltung in Verbindung mit modernen digitalen Analysemethoden ermöglichen der Wissenschaft weitreichende Erkenntnisse. Nach der Ausgrabung 2006 wurden etwa zehn Tonnen organischen Objekte in den Werkstätten des Museums für Archäologie Schloss Gottorf restauriert. Die Forschungsarbeit koordinierte Dr. Nina Lau in Kooperation mit dem Archäologischen Institut der Akademie der Wissenschaften in Nitra.